Dienstag, 9. April 2013

SNOWDAY 1.0

Und dann kam doch der Blizzard... Obwohl sich mein Immunsystem nun langsam mit den 30°C-Temperatursprüngen arrangiert hat, muss ich sagen, dass ich heute morgen doch überrascht war, als ich aus meinem Fenster blickend einen guten Meter Schnee vor mir liegen sah. Überrascht, da vor zwei Tagen das Wetter schon so schön war, dass die South Dakotaner schon ihre Flip-Flops und Sommerkleider heraus geholt haben und ich zumindest meine Jacke im Schrank lassen konnte. Nun ja -11°C sind doch auch immer wieder eine nette Abwechslung und das "Gute" an den ins Mark schneidenden Schneeböhen ist, dass diese in einem so beliebten "Snowday" resultiert sind. Das heißt im Klartext, morgens um 6 werden die Eltern informiert, dass wegen unpassierbarer Straßen und all den anderen Komplikationen eines Schneechaos' leider kein Schulunterricht stattfinden wird. Man schlurft also morgens dem Kaffeegeruch nach in die Küche, wo mir meine Gast-Mama mit einem Kopfschütteln signalisiert, dass ich wieder in mein warmes Bett kriechen darf, während sie ein Kaminfeuer vorbereitet. Also eigentlich ganz angenehm, auch wenn ich hoffe, dass wir diese Tage nicht noch am Schuljahresende hinten angehängt bekommen.
Ebenfalls ein Vorteil dieses so unglaublich unproduktiven Tages ist, endlich Zeit für Dinge zu finden, die schon lange überfällig waren. So auch dieses Update, für das ich eigentlich auch jetzt keine Zeit habe, da da noch ein kleiner Berg an Business-Hausaufgaben vor mir thront. Aber je eher ich hiermit fertig bin, desto besser kann man sich auf Pro-Forma Income Statements konzentrieren.





Es ist ja nun schon eine ganze Weile her, seitdem ich etwas geschrieben habe und das liegt daran, dass ich die wenige Zeit, die mir hier noch verbleibt, versuche lieber mit reellen Personen zu verbringen, als dem Internet noch mehr meiner Daten preis zu geben. Und Osterferien wie ihr hatte ich leider auch nicht. Unsere Springbreak beschränkt sich nämlich auf Karfreitag und Ostermontag... Da Sierra das halbe Oster-Wochenende arbeiten musste, sind wir in Rapid geblieben, wodurch ich endlich wieder ein wenig Zeit mit Kelin und ihrer Familie verbringen konnte. Eher graduated hat sie seitdem einen Nanny-Job, der leider nicht allzu konstante Arbeitszeiten hat und weswegen sie meistens arbeitet, wenn ich aus der Schule komme. Jedenfalls haben wir zusammen Eier gefärbt und einfach Spaß gehabt, da sie und ihre Familie einfach unglaublich kabarettistisch begabt sind :)
Toga-Party!
Eier gefärbt hat am nächsten Tag auch die Ellis Family mit Unterstützung meiner Gast-Großeltern, die überraschend aus North Dakota herunter gekommen waren. Das Wetter war jedenfalls bei 18°C wahrlich Oster-haft und man sah schon die ersten Knospen hervorsprießen (, welche wahrscheinlich gerade alle wieder erfrieren). Am Sonntag waren wir jedenfalls ganz katholisch in der Kirche und während der Rückfahrt sprangen dem Betrachter all die "Our-Lord-is-risen!"-Schilder ins Auge, die von all den verschiedenen Kirchen aufgestellt werden. Dem folgte ein kleines Festmahl, dass wegen Turkey, Mashed Potatoes und Pumpkin Pie eher einem Thanksgiving-Meal glich, aber das trotzdem unglaublich lecker und viel zu viel war. Den restlich Tag haben wir dann einfach in der Familie verbracht und den Ostermontag dann wandernd mit meinen Freunden.



Ansonsten verbringe ich meine Zeit in der Schule, mit Freunden und in der Kirche - so wie sich das in South Dakota gehört. Muskelmäßig zeigen sich lustigerweise schon langsam ein paar Ergebnisse und meiner Mutter nach, spreche ich Deutsch mittlerweile schon mit einem kleinen amerikanischen Akzent. Meine Grammatik ist auch furchtbar, also entschuldigt eventuelle Rechtschreib- und Kommafehler.
Sehr zeit-intensiv war im letzten Monat mein - erfolgreich absolvierter und bestandener - Fahrschulunterricht. Und ja, mir ist es nun erlaubt, ein Auto zu fahren. Um das hier wahrheitsmäßig zu bekräftigen, würde ich euch meinen Führerschein ja zeigen, aber das Bild ist nun leider nicht sehr sehenswert ;)


Von Februar bis März habe ich ebenfalls viel Zeit bei meinem Leadership-Programm verbracht, durch das ich einen Einblick in die amerikanische Kultur gewonnen habe, den ich wohl sonst nie hätte gewinnen können. Unglaublich interessant war unser Besuch der Air Force Base Ellsworth. Obwohl ich während des ganzen "Military-Day"s mein pazifistisches Ich konstant (schwerlich) unterdrücken musste, war ich doch gewissermaßen beeindruckt, wie überzeigt die Soldaten von ihrer Aufgabe sind und wie selbstverständlich es ist, für ihr Land bis zum Tod zu kämpfen. 



Bei den anderen Treffen haben wir nicht nur Vertrauens-Pädagogik betrieben und waren in den verschiedenen sozialen Bereichen der Gesellschaft unterwegs, aber wir haben auch viele Politiker und andere Autoritäten getroffen. Der Dialog mit diesen war wirklich sehr interessant und lehrreich, aber auch sehr amüsant. Amüsant, da der Patriotismus bei Amerikanern anscheinend in jedem Bereich einen gewissen Anteil bildet. In das ganze System von Innen einzutauchen und gleichzeitig als distanzierten Betrachter zu erleben, war schon sehr einzigartig und wie gesagt unglaublich interessant. 
Ansonsten hatten wir auch eine erfundene Gerichtsverhandlung, während der ich Verteidiger spielen durfte. Dass auch das juristische System so ganz anders ist, war für mich auch sehr faszinierend. Spannend zu verfolgen, war das ganze Jury-System und die inner-gerichtlichen Regeln. Das ganze Programm haben wir dann auch mit einer für die USA typischen Graduation vor ein paar Wochen abgeschlossen, obwohl wir natürlich keine Cap and Gown hatten, die bei einer richtigen Graduation getragen werden.


In zwei Wochen ist dann schon Prom, zu der ich mit ein paar Freunden von mir gehen werde und immer schneller scheint das Schuljahr, auch schon zu Ende zu sein. Wenn ihr nicht wisst, was Prom genau ist, schaut euch den Trailer an. Und ich kann euch versichern, es gibt leider viel zu viele Menschen hier, die das ganze genauso ernst nehmen wie die Filmcharaktere.
Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass Graduation naht und folglich kann ich Katies Annkunft kaum erwarten. Da meine Freunde irgendwie alle aus Seniors bestehen, wird das Timing der ganzen Graduation-Partys auch noch ein kleines Rätsel.
Kurz danach ist bisher der Plan von mir, einer Freundin und einem Freund, runter nach Denver zu fahren und neben einem Konzert noch ein paar weitere Tage dort zu bleiben. Das ist momentan mein Lichtblick am Ende des Schulflurs (so kreativ, nicht wahr?) und mehr bleibt mir jetzt auch nicht zu erzählen. Ich habe mir dennoch fest vorgenommen bald ein paar Fotos von meiner Schule zu schießen, damit ihr euch ein Bild machen könnt, wie ich tagtäglich meine Zeit verbringe.



Nachdem ich gerade von Sierra zu einem erneuten "Snow-Shooting" (siehe unten) gezwungen wurde, sehe ich gerade meinen tropfenden Sachen beim Trocknen zu und mir wurde soeben mitgeteilt, dass der morgige Tag ebenfalls ein "Snow-Day" wird. Das heißt nicht nur, dass meine Business-Hausaufgaben doch noch genügend Aufmerksamkeit bekommen werden, aber auch endlich Zeit, die Movie-List, die ein Freund für mich zusammen gestellt hat, ebenfalls ein wenig abzuarbeiten...
Ihr gerade wahrscheinlich sehr neidisch werdenden wollt euch aber trotzdem nicht vorstellen, wie viel Schnee schon langsam an mein Fenster gekrochen kommt!




Ich verbarrikadiere mich jedenfalls nun wieder in den Tiefen meines Bettes und hoffe auf guten Filmgeschmack!

In Vermissung, eure Jule