Montag, 27. August 2012

Did you know I am gorgeous?!

Mein allesgeliebten Zurückgelassen,

ich komme gerade von meinem ersten Schultag und zusammen mit den 4 Tagen, die ich jetzt schon hier bin, gibt es zu meinem Leidwesen wirklich viel zu erzählen, sodass dieser Post wahrscheinlich eher lang wird. Natürlich müssen erst mal die Intentionen für diesen "Blog" erklärt werden. Also da ich wirklich der ewigen Emails und des Zeitunterschiedes überdrüssig bin, habe ich jetzt diese von Charlie und mir für die einfachste Art der Kommunikation beschlossene Seite ins Leben gerufen. Ich hoffe so, wenigstens ein wenig mit euch in Kontakt zu bleiben und freue mich jeder Zeit riesig über Emails eures bevorstehenden Oberstufen-Abenteuers oder jeglicher Abenteuer, die ihr während unser einjährigen Abwesenheit erlebt!

Als erstes gilt zu verkünden, dass die Angst meiner Oma, dass ich mich in einen "Einheimischen" verliebe und hier bleibe, völlig unberechtigt war: es tut mir leid, aber die Hälfte der Jungs hier sehen entweder aus wie Milchbubis oder als würden sie sich von Steroiden ernähren. Jedes zweite Mädchen hingegen hat ein Make-up-Repertoire wie Julia(-also dementsprechend geschminkt).... Das einzige Wort, was mir seit dem Aufenthalt auf dem Denver Flughafen durch den Kopf ging, war FREMDKÖRPER. Bei all dem Botox, fetten Menschen und herumwackelnden Stöckelschuhen klares Zeichen von Kulturschock! Aber ich muss zugeben, dass abgesehen von äußerlichen Dingen, die Menschen hier einfach so viel flexibler und weltoffener   sind als wir Deutschen. Wie warmherzig die Leute auf einen zugehen - vllt auf einer oberflächlichen Ebene- aber ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so viele Komplimente bekommen wie in denvergangenen Tagen. Ich meine in Deutschland war ich ja immer die "Pseudo-Dicke" (MWK ich weiß!!!), aber abgesehen davon, dass ich für meine "perfekten" Kurven bewundert wurde, hat mich heute auf dem Schulflur einfach ein Mädchen angesprochen, um mir zu sagen, dass sie gerne mein Gesicht hätte und ein anderes in meiner Drama Class meinte nur: "Oh my good, you look so gorgeous!" Dass man nicht weiß, wie man darauf zu reagieren hat - besonders als mir zwei Lehrerinnen Komplimente gemacht haben - ist das schon ganz anders als bei uns. Ich würde meinen, bevor eine unserer Schulprinzessinnen sagen würde, dass man abgesehen von ihr irgendwie nett aussieht, muss schon viel passieren. Aber leider denke ich trotzdem immer noch, dass auf meiner Stirn groß "crazy exchange student" geschrieben steht. Denn wenn man von dem ständigen Geglotze absieht, ist man das "Oh that's Sierras german exchange student!"-Geflüster ganz schön leid, vor allem bei 1800 minder oder mehr ziemlich freakigen Mitschülern. Sierras Freundinnen sind übrigens einfach der Hammer. So unglaublich nette und unkomplizierte, vllt ein wenig gemeine :D, aber lebensfrohe Mädchen habe ich selten gesehen. Und abgesehen davon kümmern sie sich wirklich viel um mich, von Sierra nicht zu sprechen: Im ersten Moment als mich meine Gastfamilie und mein EF-IEC vom Flughafen abgeholt haben, hatte ich erst den Eindruck, dass sie viel jünger ist als ich, aber mittlerweile hat sich das als Fehleinschätzung herausgestellt (vllt war ich noch von Justine gebrandmarkt). Insgesamt ist sie ein wirklich intelligentes, total kreatives und talentiertes, aber vor allem sportliches Mädchen. Lustigerweise haben wir fast genau dieselben Interessen- abgesehen von ihrer Leidenschaft für "Americas Next Topmodel". Mit meiner Gastfamilie hätte ich es kaum besser treffen können, muss ich sagen. Alle, also meine Gasteltern Joshua und Dawn, mein Gastbruder Jackson und Sierra sind einfach unglaublich humorvoll und wunderbar sarkastisch. Jackson hat mit seinen 13 Jahren einen viel zu schwarzen Humor, aber das scheint in der Familie zu liegen. Am Freitag werde ich bei der Hochzeit eines unzähliger Cousins die restliche Familie kennen lernen, die ursprünglich aus Deutschland und Polen stammt. Deswegen kannten die 4 auch schon die Tradition des "Räuchermännchens", welchen ich ihnen als Gastgeschenk mitgebracht hatte---- was Jackson natürlich sofort ausprobieren musste. Meine Gasteltern sind mit ihren 40 Jahren für mich wirklich junge Eltern, aber vor allem meine Gastmutter ist wirklich bemüht, nett und eine wirklich gute Köchin gesunder Küche, auch wenn man die eigene Mama schon sehr vermisst (für den Fall, dass du das liest Mama!) :D


Was ich bisher so gemacht habe: also nach meiner Landung hier in Rapid City, hatte ich durch den heftiger als erwarteten Jetlag eher weniger erfreuliche Nächte. Der Flug an sich war wirklich angenehm und ich habe mich sehr nett mit mehreren Personen unterhalten. Auf meinem Transatlantikflug saß ich neben einem sehr netten Mechaniker des Militär, der aus Afghanistan gekommen war, um an der Beerdigung seiner Großmutter teil zu nehmen. Das war natürlich erst mal ganz schön hart, aber es war wirklich interessant sich mit ihm zu unterhalten. Außerdem hat er mir Fotos von seiner Arbeit- an 2 Millionen$-ferngesteuerten-Flugsonden- gezeigt, doch als er mir einen extra für die Soldaten gebauten McDonalds auf dem amerikanischen Gelände gezeigt hat, war ich ganz schön von dieser Tunnelsicht geschockt. Insgesamt ist es ganz schön "different" einfach überall von fremden Personen angesprochen und gefragt zu werden, wohin man fliegt, woher man sei. Das ist schon wirklich in gewisser Weise einfach einzigartig. Die Einreise war ganz schön aufregend, immerhin hatte man schon in Dresden meine Querflöte auf Sprengstoff getestet, weshalb ich das schlimmste befürchtete. Aber da ich alle Unterlagen - im Gegensatz zu vielen andere EF-Schüler- , schon beisammen hatte, verlief die Einreise halbwegs komplikationsfrei, außer, dass mir der Einreisebeamte partout nicht glauben wollte, dass ich erst 17 bin.... Ich brauch dringen "Anti-Aging-Produkte"!

Den ersten Morgen hier verbrachte ich vor allen mit Kofferauspacken, währenddessen Sierra beim Volleyballtraining war. Am Nachmittag fuhren Sierra, Breanna und ich zur Mall, damit ich mir endlich die mir vom Zoll abgenommen Abschminktücher zulegen konnte. Die Shoppingmöglichkeiten sind hier eher begrenzt, aber für wichtige Anlässe wollen Sierras Freunde mit mir nach Sioux Falls fahren. Am Abend waren wir bei einem sogenannten Straßenfest und die Atmosphäre war zwar sehr Country-mäßig, aber so schön irgendwie... Insgesamt ist Rapid City wirklich eher klein, aber die trockene Hitze und die vertrockneten Landschaften haben eine Faszination für sich.

Am morgen waren wir dann bei meiner Schule, um meine Student-ID-Foto zu machen und um meinen Stunden plan fest zu legen, auch wenn Sierra und ich leider keine Stunden zusammen haben:


1. Yearbook
2. English
3. US History 
4. World History
5. Psychology
6. Mathe
7. Drama


Der weitere Tag war dann durch verschiedene Volleyballspiele gefüllt, die ich zusammen mit Brooke und Kathrein, zwei sehr lustigen Freundinnen von Sierra geschaut habe, da sie als noch nicht festgesetztes Teammitglied beim Coach sitzen musste. So konnte ich schon mal meine zukünftige Schule bewundern, die architektonisch eher dürftig ist, aber hat ihren Charme. Als vor dem Hauptspiel dann die Nationalhymne zum Besten gegeben wurde, war ich dermaßen perplex, dass ich fast umgefallen wäre. Während des ganzen Spiels waren relativ viele Schüler anwesend, um zu "cheer"-en, also um ihr Team zu unterstützen. Sehr nette Geste, aber teilweise viel zu gut gemeint. Das ganze Stand unter dem Thema Hawai, weswegen alle Motto-verkleidet gekommen sind, was in der Masse schon einen gewissen Eindruck gemacht, obwohl wir trotzdem knapp verloren haben.




Danach sind wir zu "Fair" gefahren, also zur Kirmes für Cowboys ;) Was hierbei natürlich der absolute Hammer war, war der.... tatatatata....."German Club" und natürlich der Rechtschreibfehler, aber was ist das denn für ne "heiße Kiste"... Kein Wunder, dass alle denken, alle Deutschen Bayern sind.




Das Wochenende war relativ entspannt und nachdem wir das Schulshopphing geschafft hatten, habe ich mit Dawn und Sierra eine erfolgreiche Popcorn-"Project Runway"-Session eingelegt. Abends sind Sierra und ich mit ihren Freundinnen Beach Volleyball spielen gegangen und meine lieben Mädels, das ist gebongt für nächstes Jahr. So verdammt noch mal lustig! "Freundinnen" bedeutet (der Reihe nach):
Brooke, Sierra, Maura, Jeana und Ana. Und auch wenn sie mich währenddessen mit ihrem "good job", wenn ich mal einen Ball über das Netz gekriegt habe, ziemlich zum Looser gemacht haben, sind sie wirklich wirklcih netter als erwartet :D (Ach mädels, unsere sinnigen Klassenfahrtabende fehlen mir trotzdem---- also wehe ihr vergesst mich :-* )
Afterwords wurde ich dann zu Armadillo's kutschiert und durfte das beste Eis der Stadt genießen...
Und das ist vielleicht das unglaublichste hier, dass wirklich alles so ist, wie in den ganzen Teenie-Films. Und ohne scheiß, es ist irgendwie extrem "geil" in den Jeeps anderer Leute bei offenem Fenster laut Musik hörend sich den Wind um die Ohren sausen zu lassen...


Gestern Abend wurde ich dann noch von Sierra gebeten, ihr beim "First-day-of-School"-Outfit zu helfen, wass wir erfolgreich gemeistert haben. Stevens High School glich heute auch wirklich eher einem Laufsteg als einer Schule. Jeder musste zur Schau stellen, was sich "stylemäßig" so geändert hat und meine Güte, diese blondierten Barbies hier sehen alle gleich aus. Der Unterricht war bisher eher ereignislos, da heute Belehrungen und das Kennenlernen im Vordergrund standen. Die Lehrer hier sind aber um einiges persönlicher als unsere. Meine Mathelehrer hat meiner Klasse zum Beispiel seine halbe Lebensgeschichte ausgebreitet hat, im Englisch-Unterricht haben wir mit einem Test über unsere Lehrerin angefangen und irgendeine Volleyball-Trainerin hat mich in den Arm genommen, weil sie mich mit einer anderen Schülerin verwechselt hat.

Eigentlich ist leider noch viel mehr zu erzählen, aber das hat mich jetzt meinen ganzen Nachmittag gekostet und jetzt wird die neue Staffel "America's Next Topmodel" eingeweiht. Hiermit verbleibe ich erst mal, fragt nicht, wann ich das nächste mal so in Schreib-Extase gerate!!!

In Vermissung, Jule

Sonntag, 26. August 2012

Nostalgie


Als erstes meine Würdigung dieses wunderbaren Fotos... Man hat gerade kein Zeit für mehr, "cause we're about to go hiking" :D